Den Glauben fröhlicher leben
Luther hat gesehen, wie die Kirche mit den Menschen umgegangen ist und was von der frohen Botschaft in der Praxis übrig geblieben ist. Die Menschen wurden unter Druck gesetzt, instrumentalisiert und von ihrer eigenen Kirche ausgebeutet. Zusätzlich hat die Kirche dafür gesorgt, dass das Volk dumm geblieben ist. Dies hat Luther dazu bewogen, seine Kirche reformieren zu wollen. Er war aber nicht nur ein Sozialreformer, sondern er hat aus seinem Glauben und aus Gottes Wort heraus gehandelt. Deshalb ist er für mich eher ein Reformer, der die Realität mit den Worten Gottes verglich.
Der heutige Martin Luther würde den diakonischen Gedanken der Kirche, also die aktive Unterstützung Hilfsbedürftiger, verstärken. Dabei würde es ihm besonders wichtig sein, aus welchem Grund man seinem Nächsten hilft. Dieser Grund sollte nicht das Erlangen der Gunst Gottes und Jesu sein. Ich gebe die Liebe, die ich von Gott erhalte und die in mir wirkt, weiter. Diese Liebe erhalte ich, ohne etwas dafür tun zu müssen – die sogenannte Gnade. Luther würde die Zersplittungen innerhalb des christlichen Lebens anprangern. Wir sollten uns deshalb nicht auf die Unterschiede zwischen uns konzentrieren, sondern uns gemeinsam um hilfsbedürftige Menschen kümmern.
Mir ist aufgefallen, dass man den Christen im Nordschwarzwald manchmal nicht ansieht, dass sie eine frohe Botschaft erhalten haben. Sie vermitteln einem nicht immer das Gefühl, dass sie gerne leben und das Leben genießen. Als Martin Luther der heutigen Zeit würde ich mir wünschen, dass die Menschen ihren Glauben fröhlicher leben und das Leben genießen. Einerseits den Hilfsbedürftigen dienen und andererseits selbst ein zufriedenes Leben führen. Denn dies würde dem Glaubensgrundsatz „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ entsprechen.
Karl Beck ist Jurist und Banker in der Zentrale einer deutschen Großbank. Ehrenamtlich ist er im Kirchengemeinderat, im Kirchenbezirksausschuss, als Vorsitzender der Bezirkssynode des Kirchenbezirks Calw und in weiteren Gremien tätig.
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